26. April 2012

Trauerspiel über Vergesslichkeit

Die OZ ist mir aufgefallen durch ihr schlechtes Archiv und die unter Redakteuren grassierende Vergesslichkeit. Beides zusammen fördert die indirekten Dienstleitungen der OZ für die SPD, was seit dem Verkauf der Anteilsmehrheit des Rätselblättchens an den Madsack-Konzern niemanden mehr aufregt.

Ein Beispiel ist das Gequake um die Herdprämie in diesem Kommentar:
Es ist ein Trauerspiel
Der Streit um das Betreuungsgeld wird ein Koalitions-Desaster. ...
Man könnte das Ganze als Posse abhaken. Ginge es nicht um mehr als eine Milliarde Euro aus der Steuerkasse, jährlich, ohne die geplanten Zusatzgeschenke wie eine Rentenerhöhung für Eltern. Und wäre da nicht die Beteuerung, dass die Prämie ganz und gar unideologisch gemeint sei, während seit Wochen ein längst überholt geglaubter Streit über die wahre Rolle der Frau und Geschlechterklischees tobt. ...
Achja? Hatte die SPD in großer Koalition mit der CDU die Herdprämie also nicht mitbeschlossen? Doch, hat sie. Sie ist also ebenso possierlich wie die derzeit Regierenden.
Für die schwarz-gelbe Koalition ist die Debatte ein Desaster. ...
Für die SPD ist sie das nicht, weil Medien wie die OZ von der Mitschuld der SPD ablenken.

Übelkeit erzeugt deshalb dies aus einem Bericht:
... Sozialministerin Manuela Schwesig (SPD) untermauerte ihre Kritik an dem 150 Euro-Zuschuss im Monat und forderte den Einsatz dieser Mittel für den Ausbau der Kitas. „Wir brauchen jeden Euro zur Stärkung der frühkindlichen Bildung“, sagte sie. ...
Niemand fragte nach. Was denn auch, wo doch das Archiv schlecht ist und das Erinnerungsvermögen von Redakteuren nachlässt.

Komplett unterschlagen wurde, dass SPD und Grüne jene waren, die, unterstützt von CDU, CSU und FDP, mit Hartz 4 das Zwangsverarmungs-Gesetz unters Volk brachten, das nach mehr als sieben Jahren Praxis immer noch gegen das Grundgesetz verstößt, wie übrigens wohl auch die Sanktionen. Dort wurde festgelegt, dass alle möglichen zusätzlich zum Alg 2 gezahlten Einkünfte gegen das ALG 2 gegengerechnet werden. Ich kenne eine Ausnahme, lasse mich aber gern belehren. Arbeitseinkünfte bis 100 Euro werden nicht angerechnet.
Deshalb ist dieser Satz aus dem Kommentar ein Armutszeugnis allererster Güte, jedoch OZ-typisch:
Aber warum Gutverdiener, nicht aber die arbeitslosen Alleinerziehenden die „soziale“ Leistung bekommen sollen, ist niemandem zu erklären. ...
Und das mit dem Kindergeld ist zu erklären, auch, dass reiche Eltern indirekt mehr Kindergeld erhalten (über die Verringerung der Steuerschuld)? Oder erklärt das nun niemand mehr in der OZ den Lesern, weil es die SPD mitverbrochen hatte?

Grüne und SPD, jetzt in der Opposition, schreien lauthals über die Ungerechtigkeit, dass Müttern unter den Alg 2-Berechtigten die Herdprämie als zusätzliche Einkunft angerechnet werden soll wie z.B. das Kindergeld. Das ist eine verkehrte Welt, in der die OZ fleißig mitmacht.

Übrigens bleiben die schrottigen Hartzgesetze eine Arbeitsbeschaffung ohnegleichen auf Kosten der Steuerzahler - für Richter, Anwälte und die Briefdienste.

Ergänzung:


Die Neusprech-Beobachter haben sehr einfach und verständlich den Begriff Betreuungsgeld beschrieben. Lesen bildet, jedenfalls auf neusprech.org.

3 Kommentare:

  1. Anonym26.4.12

    http://www.jungewelt.de/2012/04-21/005.php?sstr=marinaleda

    Arbeitsbeschaffung ohne Ausbeutung ist also möglich!

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