25. Januar 2012

Anachronistisches

Sascha Lobo hat dies veröffentlicht:
... Aber in Wirtschaft, Politik und Medien entsteht (durch die Entwicklung des Internets) eine Drucklastumkehr: Es braucht einen Grund, um etwas geheim zu halten - und nicht, um etwas zu veröffentlichen. Politik und Wirtschaft sind anfälliger für den Druck der Öffentlichkeit und beginnen oft widerwillig und zum Teil inszeniert, aber spürbar, sich ständig in die Karten schauen zu lassen, ihre Prozesse transparenter zu gestalten. In vielen Medien aber scheint es kaum denkbar, die eigenen Schaffensprozesse konsequent sichtbar zu machen, wo es gefahrlos möglich wäre. Nicht einmal Links zu Primärquellen sind üblich in deutschen Online-Redaktionen ... Hervorhebung von mir
Genau das ist die Schwierigkeit, es wäre nicht gefahrlos möglich. Stellen Sie sich vor, die OZ veröffentlichte die paar Arbeitsschritte:
Seitenplanung (Wo wird was wie platziert?)
Kopie einer Pressemitteilung/Agenturmeldung,
kürzen,
ein wenig umstellen,
erfinden einer Schlagzeile,
fertig;

oder:
anrufen,
aufschreiben,
Schlagzeile,
fertig.

Scharenweise würden sich Leser fragen und dann hoffentlich die Chefredaktion, warum sie dafür so viel Geld ausgeben sollen.
Mögliche Antworten:
1. Das Papier ist so teuer.
2. Aber schauen Sie sich die Druckqualität an. Dafür mussten wir die neueste Technik kaufen.
Gegenfrage: Warum drucken sie denn immer noch?
3. Die Personalkosten sind so hoch.
Gegenfrage: Und dann schaffen Sie es nicht, die Leute, von wenigen Ausnahmen abgesehen, übers Kopieren, Nachplappern zu Kritisch-Hochwertigem zu bewegen?

Neinnein, Sie werden nichts erfahren, weil herauskäme, wie mickrig der sog. Schaffensprozess ist. Stattdessen vertuscht die OZ, dass sie Agenturmaterial in Hülle und Fülle verwurstet und predigt immer wieder einmal die Märchen vom kritischen Hochwertjournalismus und von der Heimatverbundenheit. Das alles zeigt, wie sehr sich die OZ überlebt hat. Ich halte sie in ihrer jetzigen Form und vor allen in ihrem jetzigen Inhalt für einen Anachronismus.

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