20. Dezember 2011

Einseitiger Meckerartikel

Ein Leser riet mir, zwei Artikel zum selben Thema zu vergleichen (Danke!). Die OZ berichtete einseitig, unausgewogen und kenntnisarm, propagandistisch:
Brüssel plant Abitur-Zwang für Pfleger und Schwestern
EU-Kommission fordert zwölf Jahre Schulausbildung für Krankenhaus-Personal.
Einseitig, weil ausschließlich Gegenmeinungen zu der Forderung in den Text aufgenommen wurden, z.B.:
... Experten aus Mecklenburg-Vorpommern kritisieren dieses Vorhaben massiv. „Sollte es wirklich so kommen, wird es künftig in Deutschland kaum noch Pflegekräfte geben“, sagt Sabine Hebenstein, bei der Gewerkschaft ver.di Nord zuständig für Gesundheit und Soziales. Schließlich müssten Krankenschwestern, die über Abitur und Studium zu dem Beruf kommen, dann auch so gut wie Ingenieure bezahlt werden. Das könnten Krankenhäuser kaum leisten. ...
Wie ist das in Ländern geregelt, in denen bereits das Abitur Voraussetzung für den Beruf ist? Fragen Sie bloß nicht in der OZ nach.

In der taz war ausführlich, ausgewogen und hintergrundreich zu lesen:
AUSBILDUNG VON KRANKENSCHWESTERN
Schwester Tupfer ist nicht EU-reif
Wer Krankenschwester werden will, muss 12 Jahre zur Schule gehen, sagt eine neue EU-Richtlinie. In Deutschland reichen bisher 10 Jahre - die Bundesregierung sperrt sich. ...
Nunja, nicht nur die Steuergeldverteiler und Postenschacherer, wie in der OZ zu lesen war.
Und siehe, es gibt nicht nur Gegenstimmen:
Bisher seien schon viele Krankenschwestern aus Deutschland im Ausland tätig, etwa in der Schweiz, in Luxemburg und den Niederlanden, berichtete Johanna Knüppel, Sprecherin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK). Würde Deutschland bei der Novelle nicht mitziehen, würde die hiesige Pflegeausbildung einen "immensen Imageschaden" erleiden.Der Berufsverband unterstützt die Erhöhung der Zugangsvoraussetzungen, dies bedeute eine "Aufwertung" des Pflegeberufs. "Zwölfjährige Schulzeit" hieße zudem nicht unbedingt Abitur, auch auf einer Fachoberschule könne man diese Voraussetzungen erlangen, betonte die Sprecherin.Knüppel berichtete, dass beispielsweise auch in Polen Krankenschwestern einen Bachelor-Abschluss hätten. Wenn diese examinierten Kräfte in deutschen Krankenhäusern arbeiteten, beklagten sie oftmals, dass sie hierzulande über viel weniger Entscheidungsspielraum verfügten. In vielen Ländern mit akademischen KrankenpflegerInnen gibt es allerdings zusätzlich kürzere Ausbildungsgänge für Helferqualifikationen. ...
Im Gegensatz zu dem Meckerartikel in der OZ werden Sie, falls Sie das Thema interessiert, in der taz schlauer, kostenlos.

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