28. Mai 2011

Anzeigenblättrige Schönschrift seit 2009

Und wieder tut die Usedom-Redaktion, was sie am besten kann: Sie bejubelt die Eröffnung (für die OZ war es gestern Abend schrottline eine Einweihung, wie die einer Kirche oder eines Denkmales)
eines Hotels und zeigt damit ihr Niveau, das dem eines Anzeigenblättchen ähnelt:
Willkommen in der „Wir-Oase“
Du meine Güte, was ist eine Wir-Oase, die Erfindung eines PR-Heinis? Ich fand im Langweiler des Tages keine Erklärung für den Blödsinn.
Startschuss: Gestern öffnete das neue Steigenberger Grandhotel in Heringsdorf seine Pforten.
Ja, mit zwei Wochen Verspätung.
Die geöffneten Pforten sind Bratwurst, nicht die einzige im Text. Die Wir-Oase ist ebenfalls Bratwurst.

Der Artikel beginnt mit diesem Satz, mit dem die Redaktion ebenfalls zeigt, wie niveaulos sie ist:
„Wir können endlich mit Stolz sagen: Ab heute sind wir ein Hotel — bislang waren wir nur eine Baustelle.“ ...
Wer mit solch einer Plattitüde beginnt, darf sich nicht wundern, wenn jemand auf die Idee kommt, ein Käseblatt zu lesen.

Eine Probewohnerin soll gesagt haben:
„Von der Promenade aus betrachtet fand ich das Hotel zu groß. Wenn man jedoch hier drin ist, wirkt das gar nicht mehr so riesig. Der äußere Eindruck täuscht.“
Der äußere Eindruck täuscht nicht. Das Hotel ist ein zu großer Klotz, wobei der Höhepunkt der Klotzerei der Koloss von Heringsdorf (Die Klage gegen dessen Bau verschweigt die Usedomer Redaktion weiterhin.) werden wird. Aber selbst das darf in der OZ nicht sein.

Und hier noch ein paar Zahlen zum Gruseln, falls Sie im Sommer mit dem Auto auf die Insel gelangen oder auch nur auf der Insel fahren wollen:
Zahl der Zimmer und Suiten: 120 Zimmer und Suiten im Grandpalais, zwei „Seaside Residencies“ mit 40 Suiten, vier exklusive Apartments in der Villa am Meer, 23 Zimmer in der Ferien-Villa Augusta ...
Nichts fand ich im Artikel (selbstverständlich Titelgeschichte, fünfspaltig, sechs Fotos, eines davon fünfspaltig) über die Entwicklung der Fläche, die abgeholzt wurde, um Hotelgästen einen Meerblick zu bieten. Ist der auf der so entstandenen Freifläche gelatschte Pfad über die Düne nun breit genug, dass er den Gästen als Weg erscheint, eine Abkürzung zum Strand? Usedomer, die das interessiert, müssen schon selbst nachschauen, denn ein siebentes Foto wäre eines zu viel gewesen, hätte auch nur im Jubelbericht gestört.

Nachtrag:

Die zur Eröffnung ist natürlich nicht die einzige Schönschrift für das Hotel. Im Februar wurde haufenweise propagandistische Schönschrift an die Leser verkauft:
Hoteleröffnung am 13. Mai: „Das schaffen wir schon!“
Sie haben es nicht geschafft. Dazu in der heutigen Schönschrift kein Wort.
Das Steigenberger Grandhotel and Spa ist derzeit noch eine Riesen-Baustelle. Dennoch trifft man überall auf Vorfreude. Insel-Touristiker zeigen sich nach Rundgang angetan.
Und der Autoren, der Lokalchef, erst einmal:
„Wir wollen gleich von Anfang an zeigen, dass wir zu Usedom gehören, die Insel mit voran bringen und mit den Einheimischen gut zusammenarbeiten möchten.“ Die Worte von Ilgo Hagen Höhn sind kein Postulat, sondern standen Pate bei einer Idee, die jetzt Wirklichkeit wurde. ...
Dort, wo schon bald ... ein Wellnessbereich auf rund 2500 Quadratmetern Entspannung pur verheißt, und Restaurants, Bistros und Bars Gourmetfreuden unterbreiten wollen, sind derzeit noch Baulärm und Staub dominant. ...
Auch hier wurde über das Hotel geschönschriftelt, wie es sich für Usedom-OZ-Redakteure gehört und hier und hier und hier.

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