8. Dezember 2009

Für eine rosige Zukunft über einen Kamm geschoren

Die Usedom-Ausgabe enthielt dies:
Millionen-Plus für Usedomer Gastgeber
Die vom Bundestag beschlossene Steuerentlastung ab Januar wird den Beherbergungsbetrieben der Insel 2010 15 bis 25 Millionen Euro mehr in die Kassen spülen.
Klar, Geldfluss, der muss gespült werden - Überstanze, Bratwurstjournalismus.
Das Geld wollen sie für Investitionen und Löhne einsetzen. ...
Tatsächlich alles? Tatsächlich alle? In der Verwaltung des Deutschen Presserates würde das wohl als journalistisch verkürzte Verknappung angesehen werden, wobei das nur meine Auffassung ist, denn der Presserat hat mir bis heute nicht beantwortet, wie er eine journalistisch verkürzte Verknappung definiert.
Ich halte das mit dem Geldeinsetzen für eine maßlose Übertreibung.
Doch erst einmal das:
Als Ferienregion profitiert Usedom besonders von den Plänen, da in diesem Zuge die Mehrwertsteuer für Übernachtungen von 19 auf 7 Prozent sinken wird. Fachleute gehen von 15 bis 25 Millionen Euro zusätzlich in den Kassen der Insel-Gastgeber aus. ...
Kammscherer am Werk! Was habe ich als Usedomer davon, wenn die Hoteliers mehr Einnahmen haben, die sie übrigens nur dadurch erzielen, dass sie die Übernachtungspreise unverändert lassen? Also: Nicht Usedom profitiert, sondern die Hotelbesitzer, übrigens nicht nur die auf Usedom sondern in ganz Deutschland, sofern sie Gäste beherbergen.

Einen Profiteur hat die OZ gefunden:
Davon profitiere nicht nur die Hotelbranche, sondern die ganze Region: "Die nachfolgenden Gewerke stehen schon parat, um unsere Aufträge zu bearbeiten."
Nun bin ich aber kein nachfolgendes Gewerk (Sind damit etwa Handwerksbetriebe gemeint?), das übrigens auch Aufträge außerhalb der Insel annehmen könnte, wo - im OZ-Jargon geschrieben -  auch Hotels zu Hause sind. Also nochmals, wie profitiere ich davon?

Hier nun die Gründe für meine Skepsis, dass das Geld für Investitionen und höhere Löhne eingesetzt wird:
Bert Balke, Geschäftsführer der Usedom Tourismus GmbH: "Wenn ich interne Befragungen unter Hoteliers als Grundlage nehme, prognostiziere ich, dass 75 Prozent ihre zusätzlichen Einnahmen für Investitionen nutzen werden und mehr als die Hälfte höhere Löhne zahlen wollen" ...
Das sind ja wohl weitaus weniger als alle. Außerdem wollen sie; ob sie es tun, bleibt allein ihnen überlassen und sollte in einem Jahr nachgefragt werden - von der OZ natürlich, die diesen Quark in die Welt setzt.

Die Greifswalder Redaktion übernahm den Artikel und überschrieb ihn so:
Steuersenkung kommt Usedoms Hoteliers zugute
Das ist natürlich nicht einmal die halbe Wahrheit, weil die Steuersenkung allen Hoteliers in D zugute kommt, wenn die denn Gäste haben.

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